Ob wir ein Motto hätten, wonach wir verreisen würden, sind wir mal im Reisebüro gefragt worden. Wie das gemeint sei, habe ich zurück gefragt. Ja, ob wir immer das Gleiche wollten, Sonne, Strand, Meer, gutes Essen?
„Wie jetzt? Etwa irgendwas mit miserablem Essen?“ Nein, ob wir uns vorstellen könnten, mal etwa unter einem bestimmten Motto zu machen, etwa ein Thema abzureisen.
Solche Momente sind es immer, wo meine allerbeste, verfügbare Ehefrau und ich uns anschauen und uns fragen, ob wir bei „Versteckte Kamera“ gelandet sind.
„Linksdrehender Urlaub, Feng Shui Hotels, Abenteuerflüge, Selbstverpflegen unter Wasser?“ hörte ich mich fragen.
Es gäbe wirklich spannende Themenreisen mit denen wir einem Urlaub eine ganz eigene, Erinnerung geben könnten, ein Abenteuer sozusagen, nicht das Übliche. „Hatten wir schon“, winkte ich ab, „Vulkanaschewolke, Vulkanausbruch auf Island. Wir waren auf Mallorca und kamen beinahe nicht zurück“.
Das sei nicht gemeint. Zum Beispiel gäbe es Gruppen Gleichgesinnter, die eine vielleicht Kreuzfahrt machen würden, zum Beispiel, wenn sich irgendwo auf der Erde die Sonne verfinstere.
Ich wollte gerade wieder anfangen, zu witzeln, aber aus dem Augenwinkel bemerkte ich noch früh genug, wie der Blick meiner Frau sich verdunkelte. Sie schaute interessiert unsere Expertin für Abenteuerurlaub an, legte ihr Haupt leicht in die für sie dafür typische Schräglage und bekundete so, dass sie nicht abgeneigt wäre, mehr darüber zu erfahren.
Unsere Reisefee legte uns diverse Kataloge und Prospekte vor, unter anderem einen von einem Herrn Jochen Schweizer, von dem ich eigentlich immer angenommen hatte, dass der ein Menschenfreund sei und lieber Knochenbrüche eingipsen würde, als für deren Entstehung verantwortlich zu sein: Outdoor-Erlebnisse, mit dem Heißluftballon über Kapadokien, Exotische Küche erlernen, Golfschnupperkurs, Stehpaddeln in den Katakomben von Paris. In jedem Fall Erfahrungen, von denen man noch lange zehren könne, wenn man wieder Zuhause sei. Man müsse ja schließlich auch was im Freundeskreis beitragen können, was nicht jeder erlebe. Und außerdem, man verändere sich selbst dadurch auch positiv.
Ausgerechnet, wo ich im Urlaub selbst das Spätaufsteherfrühstück regelmäßig verpasse und tagsüber lieber am Pool faulenze. Ob es vielleicht einen Tarnkappenurlaub gäbe, damit uns die Hotelanimateure am Strand in Ruhe lassen würden? Fragte ich. Meine Frau boxte mir ihren Ellbogen in die Rippen. Die Reisehexe und meine mir für alle Ewigkeiten Angetraute gingen einen sarkastischen Pakt ein. Nein, einen Pauschalurlaub unter dem Thema ‚Knigge für Anfänger‘ gäbe es leider nicht, wurde mir beschieden. Aber die Themenreise‚ Mord im Orient Express‘ sei neu aufgelegt worden, zischte mir meine Gattin zu.
Frauen!