Taxi im Urlaub

Ob Tuktuk in Thailand oder Dolmusch in der Türkei, diese Form der Fortbewegung ist anderen vorzuziehen, vor allem, wenn die anderen einen festen Preis haben. Gut, der muss sich nicht unbedingt am Fahrpreis eines Taxis orientieren, da gibt es schon Welten, dazwischen. Man erwähne nur einmal das Wassertaxi in Venedig. Für den Preis, den man für wenige hundert Meter berappen muss, kriegt man schon eine Monatskarte für den Wasser-Bus – ohne Arie, senza cantare! Soll der Wassertaxifahrer auch noch singen, dann erübrigt sich jeder weitere Aufenthalt in der Lagune, außer man kann umsonst wohnen, benötigt keine Nahrung und will nicht mehr zurück nach Hause.

Kolumbien-Souvenir

Souvenir aus Kolumbien

Fragen Sie vorher. Beschreiben Sie dem Taxifahrer von wo es wohin gehen soll. Spricht der Fahrer eine Sprache, die Sie auch beherrschen, oder gibt der Fahrer vor, diese zu sprechen, dann informieren Sie ihn unbedingt, dass Sie auf kürzestem Weg dorthin möchten, und wie viel Fahrgäste Sie voraussichtlich sein werden. Dann kann der Fahrer disponieren, wie viele zusätzliche Fahrgäste er unterwegs noch auflesen kann. Eine bessere Art, Land und Leute kennenzulernen gibt es übrigens nicht. Nach einer Überlandfahrt quer durch Griechenland sahen wir uns am Schluss mit 4 Hühnern, einem Brot und einem Baby, unbekannter Herkunft im Taxi sitzen. Der Fahrer winkte nur lächelnd ab und meinte, gegen einen kleinen Aufpreis würde er das alles schon den ursprünglichen Fahrgästen wieder zukommen lassen.
Ich bezahlte dankbar das Doppelte des vorher bei Abreise ausgehandelten Fahrpreises. Meine Frau wollte das Baby erst behalten, aber mein Sohn fand, dass er mit seiner älteren Schwester bereits Schreihals genug habe. Außerdem hatten die Hühner mir meine helle Kaki Hose beschmutzt.

Ebenfalls ein sehr probates Mittel, um nachträglich schnorrende Taxifahrer zu disziplinieren ist es, beiläufig während der Fahrt Glauben zu machen, man sei in seinem Heimatland bei der Polizei beschäftigt. Man kann unterwegs freudig auf heimische Verkehrspolizisten zeigen und „Kollege“ rufen, ein international verständlicher Ausdruck. Oder man grüßt zackig, militärischer Gruß, wenn man an einem Polizeiauto vorbeifährt. Der Blick des Taxifahrers im Rückspiegel wirkt dann schon beruhigend.
Wir sind – oder besser gesagt, ich bin auf diese Idee gekommen, als wir mit dem Taxi durch Tunesien gefahren sind. Wir wollten von Djerba nach Touzeur. Der Taxifahrer überredete uns, einen kleinen Umweg zu machen um ein paar Sehenswürdigkeiten unterwegs mitzubekommen. Nach wenigen Kilometern stieg ein Kollege zu, der sich auf den Beifahrersitz setzen durfte, weil meine Frau und meine Tochter meinten, er würde etwas würzig riechen und es sein sehr eng hinten, zu viert.
Wir hatten zwar ausgemacht, dass nur wir 5, einschließlich Fahrer, aber der Kollege, „Frau krank in Touzeur, Christenmensch gut, muss Kollege mit, sonst großes Malheur.“ Okay, man will ja auch nicht so sein. Kollege sah sich dann aus Dankbarkeit an uns genötigt, den Fremdenführer zu mimen, was er denn auch ganz hervorragend die Fahrt über machte, allerdings auf Arabisch oder einer Sprache, die wir nicht verstanden. Im Chott el Djerid, einem 7.500 Quadratkilometer großen Salzsee, den wir durchquerten, stoppte das Taxi plötzlich, der Kollege sprang raus uns stellte sich ans Fenster, wo ich saß. Der Fahrer lehnte sich zurück und hielt plötzlich eine Eisenstange in der Hand. „Taxi kaputt, keine Benzin mehr, Geld alle“, sagte er bedeutungsschwanger. Der Kollege blickte mich finster von der Seite an und fragte, „was Du Beruf in Deutschland?“ Man schien wohl den tunesischen Spritpreis davon abhängig zu machen, wie viel ich mir leisten konnte. Offensichtlich eine knallharte Erpressung. Meilenweit kein anderes Auto in Sicht, zu Fuß standen die 7.500 Quadratkilometer zur Disposition.
„Policeman“, sagte ich lächelnd, „ich bin bei der Polizei. Wir haben eine Einladung vom tunesischen Polizeipräsidenten in Touzeur, ein Polizei Kongress in Djerba, Du verstehst? Wo ist ein Telefon? Ich rufe den mal an, die schicken uns einen Tankwagen aus Touzeur entgegen, wenn es sein muss!“
Man ist ja gewohnt, dass es verborgene Quellen in der Wüste gibt, wo man nur mit dem Wanderstab gegen schlagen muss, die wundersame Brotvermehrung ist ja auch hinlänglich bekannt. Dass unser Benzin aus dem Erdöl der Wüsten stammt, das weiß sogar meine Tochter, – aber dass sich Autotanks urplötzlich wieder mit Benzin füllen, das ist eine mystische Erfahrung, die man eigentlich nur in derart großen Salzseen macht. Auch schien die Frau des Kollegen überraschend wieder gesundet zu sein, denn Kollege war nur noch ein flimmernder, schwarzer Punkt am Horizont, und selbst unser Taxifahrer hatte eine Wandlung durchgemacht, er schnatterte den Rest der Fahrt, wo ich wieder vorne, neben ihm sitzen konnte, dass wir selbstverständlich eingeladen seien, er wirklich äußerst stolz sei, einen Polizisten aus Deutschland zu seinem geliebten tunesischen Polizeipräsidenten fahren zu dürfen.

Seither bin ich Polizist, egal, in welchem Land der Erde ich gerade Urlaub mache. Wirkt nicht immer. Der Grieche hätte vor Lachen vermutlich gar nicht weiterfahren können. Polizisten genießen kein sehr hohes Ansehen in diesem Land, scheint mir. Wer einmal in Athen mit dem Taxi falsch herum um den Omonia herumgerast ist und dabei Polizisten beschimpft hat, der kann mich verstehen. Auch die Italiener lassen sich nicht durch derartige Berufsbezeichnungen beeinflussen. Schließlich ist man mit dem Polizeipräsidenten verwandt, und wenn es nur um vier Ecken ist. Aber in Ländern, wo noch Zucht und Ordnung herrscht, da kann dieser Beruf wirklich Wunder bewirken.

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