Warum so kleine Menschen unbedingt so hoch hinaus müssen erschließt sich mir nicht. Es muss eine Art Therapie gegen Höhenangst sein. Vielleicht ist es auch der Wunsch, Gott möglichst nah zu sein, was viele Bergsteiger, die den fast 9 Kilometer hohen Mount Everest besteigen sehr schnell erleiden können.
© Fotos: Diamir Reisen
Himalaya Trekking in Nepal
Mir reicht es bereits, wenn ich am Fuße der Alpen in der Sonne sitze und in Innsbruck einen Kaffee Mélange schlürfe. Dabei hätte ich in Pokhara oder Kathmandu doppelt so hohe Berggipfel im Blickwinkel, und ich hätte auch noch das seltene Erlebnis, bei frühlingshaften Temperaturen, das ganze Jahr über nepalesischen Blue Mountain Hochgebirgskaffee mit einem Tropfen Yakmilch zu genießen – wenn ich wollte.
Viele möchten allerdings diese hohen, schneebedeckten Skyscraper nicht nur im Blick haben. Sie möchten alle ihre Energie daran setzen, möglichst hoch zu ihnen hinauf zu klettern. Dabei dürfte mir als bloßer Betrachter dieser Bemühung aufgehen, dass die Menschen immer kleiner werden, wobei die Berge ihre imposante Größe behalten.
Und wie ergeht es denen, die sich auf dem Weg zum Berg befinden? Wird ihnen bewusst, wie winzig sie sind? Wie definiert es sich immer wieder neu für sie, wenn sie immer mehr gewahr werden, dass es kein Spaziergang ist, dass der Berg nicht kleiner wird und dass die Gipfel einfach nicht näher kommen wollen, je mehr man sich bemüht, je mehr einem der Atem wegbleibt, je schwerer das Gepäck auf den Schultern drückt, was man mitnehmen muss, um das nackte Überleben in dieser lebensfeindlichen Umgebung zu sichern?