Fam Trip Malaysia 24 Mai – 2. Juni 2016
Wie man wertvolle Zeit von Touristikern verplempert, zeigte diese Einladung der Tourism Malaysia an Indochina Travel und diverse Reisebürofachleute. Was als Überblick von Angeboten in Vietnam und Malaysia gedacht war, die nicht so im Focus des Urlaubsmarktes für deutsche Touristen sind, stellte sich als Ansammlung von Versagungen heraus.
Gut, gegen Verkehrsstaus und schlechtes Wetter kann man nichts machen. Aber dass sich Touristiker lediglich als Kulisse für gute TV Berichterstattung für malayische Politiker hergeben müssen, das hat eine besondere Qualität.
Saigon, Ho Chi Minh Stadt
Bereits in Saigon, Ho Chi Minh Stadt wurde der kleinen Gruppe von 10 Deutschen klar, dass der vorher vorgelegene Programmablauf lediglich als eine unverbindliche Empfehlung anzusehen sei.
Die Besichtigung der Kathedrale Notre Dame, des Postamts und des Wiedervereinigungspalast dürfte für Rundreisende schlecht als Highlights vermittelbar sein. Jedenfalls gab es für jeden immer eine Halbliterflasche lauwarmes Trinkwasser.
Die Busfahrt ins Mekongdelta vermittelte einen Eindruck von den Abermillionen Mopeds, davon dass rechts überholt wird in Vietnam und dass Staus auf dem Kölner Ring dagegen geradezu kurzweilig sein können. Der schweigsame Guide Herr Loc hatte sich von dem ständigen Wechsel zwischen dem heißfeuchten Draußen und dem tiefgekühlten Drinnen eine Erkältung zugezogen.
Der Rest der Reisegruppe, so sie nicht Magen-Darm krank waren, legten in den 8 Tagen Fam Trip größtenteils nach.
Bleibende Eindrücke waren, dass die Mädels in den Fussmassageinstituten trotz angeblicher Einladung durch Vietnams Tourismusbehörden vehement Trinkgelder in Höhe mindestens des Originalpreises einfordern, dass auf dem Fischmarkt die Fische und Frösche zwischen den abgeschnittenen Haifischflossen umherzappeln, dass man die Nudelsuppe in dem kantinenähnlichen Pho Noa durchaus essen kann, und dass der Wiedervereinigungspalast unglaublich viele Treppen und Zimmer hat, die man alle ausnahmslos besichtigt haben muss.
Malaysia Experten-Rundreise
In Malaysia angekommen hatte man einen völlig anderen Eindruck auf dem Transfer vom Flughafen Kuala Lumpur in die Regierungsstadt Putrajaya. Lediglich das obligatorisch lauwarme Trinkwassers war gleich. Links und rechts, neben der wenig befahrenen Autobahn hätte man sich vom Eindruck genauso im Westerwald oder in Franken wähnen können. Putrajaya selbst zeigte sich als eine besenreine Adaption von Abu Dhabi.
Die Hotelanlage Cyberview Resort & Spa entspricht zwar durchaus der Vorstellung eines von Komfort verwöhnten deutschen Touristen, allerdings hätten wir in den Reisebüros ernsthafte Probleme, diesen Ort zu vermitteln. Das halbe Liter Glas Carlsberg vom Fass für 12 Euro in der Hotel Bar kann man eventuell noch den kulturellen Besonderheiten des Landes zu ordnen. Aber warum sollte ein Tourist aus Deutschland dort seinen Urlaub verbringen?
Den Teilnehmern des Fam Trips, die inzwischen durch weitere 11 Mitglieder aus Deutschland auf über zwanzig angewachsen waren, wurde, gemeinsam mit zahlreichen Delegationen aus anderen Ländern, wie Ukraine, Japan oder Pakistan in den nächsten 2 Tagen viel geboten:
Fantasy Rainforest Live Performance
Eine Fantasy Rainforest Live Performance, einer Art Bühnenshow, die mit großem Getöse, selbsterklärend durch artistische und pantomimische Performance den Schutz des Regenwalds und der Urbevölkerung in Malaysia symbolisierte, eine Videoshow und Ansprachen verschiedener Offizieller in einem sehr stark heruntergekühlten Kongresssaal, übrigens mit anschließendem Überreichens einer Urkunde, dass man dabei gewesen sei – wobei auch immer. Es gab typisch malayisches Essen, und neben ausnahmsweise nicht warmem Trinkwasser auch eine Art sehr bunter, gekühlter Limonade, die so süß war, dass sie im Dunklen leuchtete. Einen Rundumblick in einem Heliumballon aus ca. 230 Metern Höhe gab es. Eine Fahrt durch einen botanischen Park. Die Besichtigung eines Vergnügungsparks mit Hindernisparcour, zu deren Bewältigung bei rund 40 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von garantiert über 100 % sich lediglich ein paar Animateure überreden ließen.
Floria
Putrajaya
Der Besuch einer Landesgartenshow, bei der einem die extra dafür in Kühlhäusern gezüchteten Crysanthemen leid tun konnten verblüffte. Was man in Malaysia attraktiv findet. Ein Pavillon ahmte, unter dem Gejauchze der vermutlich extra für diese Veranstaltung verpflichteten Kinder, durch Versprühen von weißen Kunststoffflocken Winter nach. Ein Heidenspaß. Es gab malayisches Essen, Gurkensandwitches, warmes Wasser und leuchtendbunte Limonade.
Bis es dunkel wurde, konnte man sich das langsame, qualvolle Sterben der Crsysanthmen und anderer für Malaysia total exotischer Pflanzen anschauen, oder durch die Videoausstellung wandeln, in der eine Art Zahnfee die Attraktionen der malaysischen Regionen vorstellte, samt Unterwasserwelt.
Magic of the Night
Nach Einbruch der Dunkelheit hatte man, auf einer Tribüne am künstlich angelegten See Putrajayas Platz zu nehmen. Es gab warmes Trinkwasser und eine Vuvuzela für jeden. Es waren sehr viele Leute zu diesem Event verpflichtet und auf die Tribüne gesetzt worden. Und es zog sich etwas, bis die Show anfing. Mit dem Ausprobieren der Vuvuzelas ließ man sich dagegen keine Zeit. Ich war froh, Ohrstöpsel mitgenommen zu haben. Das Tuten war infernalisch.
Noch lautere Lautsprecher verkündeten die Ankunft hoher politischer Würdenträger zur „Magic of The Night“. Ein Feuerwerk kündigte Großes an. Laser am gegenüberliegenden Seeufer versuchten das Augenlicht der Ehrengäste aus aller Welt zu eliminieren. Bunt geschmückte, in allen möglichen Farben flackernde Schiffe fuhren langsam an den tutenden Tribünen vorbei, die die Besonderheiten der einzelnen Regionen, Bundesstaaten und Sultanate Malaysias verkörperten. Für Einheimische eventuell verständlich. Für die ausländischen, touristischen Delegationen wenig aussagekräftig. Die Darstellung eines blinkenden Fußballspielers auf einem Schiff ist mir bis heute noch ein Rätsel.
Rainforest Taman Negara
Am nächsten Morgen Abfahrt zum Rainforest Taman Negara. Links und rechts der Autobahn endlose Palmölplantagen. Im Unterkühlten Bus gab es wieder eine Flasche warmes Trinkwasser. Der Guide des Malaysischen Tourismusamts schwieg zum Glück die meiste Zeit. Sein Englisch war eh nur unter sehr großen Anstrengungen verständlich. Die reizende Frau Jasrene, vom Malaysia Tourism Promotion Board sprach glücklicherweise ein ausgezeichnetes Deutsch und wusste, mit sehr vielen Informationen über das Leben in Malaysia zu unterhalten. So erfuhren die deutschen Touristiker, wie wohlhabend man zu sein hatte, wenn man als Ausländer in Malaysia leben wollte.
Überfahrt mit dem Longboat zum Mutiara Taman Negara Resort.
(Dass es Flussauf und Flussabwärts auch touristische Unterkünfte gibt, die nicht die Atmosphäre einer Jugendherberge haben, erfuhr ich übrigens erst, als ich wieder Zuhause war).
Großes Hurra, als der obligatorische Schabrackentapir Einlass in den offenen Speisesaal begehrte und sich erst vor den Eingang zum Schlafen legte, als man ihm die Küchenabfälle serviert hatte. Wer sich nicht unterwegs, während der Busfahrt im Supermarkt mit kleinen Dosen Bier versorgt hatte, blieb übrigens ohne preislich erschwinglichen Alkohol in diesem Resort.
Nachtwanderung im ältesten Regenwald der Erde. „You will see things, you never believed that it may exists“, versprach der Ranger. Die Gruppe von ca. 20 (einige hatten sich wegen Magen-Darm Problemen abgemeldet) traf auf rund tausend anderer Nachtwanderer, die „never believed“ mit ihren Taschenlampen den Regenwald illuminierten und jede Motte, jede Raupe und jeden Käfer laut, im ganzen Wald vernehmlich kommentierten. Ansonsten waren die Tiere vermutlich über die Grenze nach Thailand geflohen, als die ersten Horden in den ältesten Regenwald der Welt einfielen.
Canopy Walk
Am nächsten Tag wurde dann mal tagsüber der Regenwald bevölkert. Es ging über gefühlt 2 Mio. Holzstufen auf einen Hügel, auf dem es angeblich einen spektakulären Ausblick auf den Regenwald geben sollte.
Keine Ahnung, aber bei mir Zuhause bin ich nicht gewohnt, bei 40 Grad und über 100% Luftfeuchtigkeit derart zu klettern. Und wenn, dann hätte irgendein Ingenieur vermutlich längst einen Aufzug oder zumindest einen Sessellift an so etwas installiert.
Canopy Walk über Hängebrücken wäre nach längerer Wartezeit, wo die anderen tausend Besucher des Regenwalds endlich damit fertig waren, dann ein Highlight gewesen, hätten die Anderen begriffen, dass man auf einer Hängebrücke die Füße einen vor den anderen setzen muss, damit die Hängebrücke nicht wie verrückt hin und her schaukelt. Insgesamt war man froh, wieder unten zu sein.
Hotel Swiss Garden Kuantan
Am nächsten Tag Abfahrt zur Ostküste Malaysias nach Kuantan ins Hotel Swiss Garden. Man kann nicht meckern. Vermutlich hätte das Hotel bei Holidaycheck eine Weiterempfehlung von weniger als 86%, wenn es nicht in der Regel am Ende einer Rundreise stehen würde, bei dem das Swiss Garden einem geradezu als Inbegriff des Luxus vorkommen dürfte. Außer, dass der Kurzaufenthalt in Kuantan einfach zu kurz gewesen ist für Touristiker, um sich einen Eindruck über diese für deutsche Kunden wenig erschlossene Gegend zu verschaffen. Der Besuch einer Batikfabrik und der einsame Affe am langen Seil, der zum Gaudi der Touristen Kokosnüsse vom Baum holen musste entschädigt nicht für die fehlenden Eindrücke, die man einfach erhalten muss, um Kuantan im deutschen Markt erfolgreich anzubieten.
Selangor Pewter Zinn Fabrik
Dann am nächsten Tag Ausgabe der obligatorischen Halbliterflaschen warmen Wassers im unterkühlten Bus und Fahrt Richtung Kuala Lumpur. Vorbei an noch mehr Palmölplantagen links und rechts erreicht die Gruppe eine Zinnfabrik. Eigentlich ist man so verwirrt, als Touristiker, dass man eine Zinnfabrik besichtigen soll, dass man wie in Trance die „Schulung“ mitmacht, bei der man mit einem Hammer eine Zinnscheibe zu einer Schale dengeln muss. Für Gas- und Heißwasser Installateure mag diese Erfahrung ja eine Bereicherung sein. Aber für Touristiker?
Batu Caves
Der Hindutempel Batu Caves war allerdings wieder ein touristisches Highlight.
Dass man dabei 257 sehr steil angelegte Treppenstufen hochsteigen muss, trübt etwas. Aber man hat ja schließlich seine Halbliterflasche warmes Trinkwasser. Und ganz ehrlich, ohne die, wäre der Fam Trip noch wesentlich trockener gewesen.
Kuala Lumpur Sheraton Imperial, ein erstklassiges Hotel
Kuala Lumpur ist eine hochmoderne Stadt, der man ansieht, dass Malaysia in allen Wirtschaftsbereichen boomt. Ein deutscher Anzugträger im Sheraton Imperial erzählte mir auch vertraulich, dass er für einen Chemiekonzern in einem Joint-Venture in Malaysia sei. Manche industriellen Projekte ließen sich wegen hoher Auflagen eben nicht in der Heimat realisieren.
Beim Besuch in Chinatown von Kuala Lumpur konnte man sich mit Rolex Uhren und Louis Vuitton Taschen eindecken, kaltes Tiger Beer trinken und gebratene Nudeln mit knuspriger Ente essen. Die berühmten Twin-Towers waren am Ende vieler Häuserschluchten zu sehen, konnten aber nicht betreten werden. Warum auch? Wenn man drin ist, sieht man sie ja nicht.
Aber auch so manches hat man nicht sehen können, auf diesem Malaysia Mega Familiarisation Trip, was die bereits bekannten Eindrücke von der Ferieninsel Langkawi über Malaysia hätten ergänzen können. Schade.