Linsen und Reis, Dal Bhat, die Nationalspeise in Nepal
Linsen mit Reis, das hört sich nun wirklich nicht an, wie Haute Cuisine. In Indien und Nepal ist es jedenfalls Grundlage des normalen Essens, wie bei uns Kartoffeln mit Gemüse.
Allerdings kommt es auf Zubereitung und Gewürze an. Den normalen Nepalesen reichen die beiden Schalen mit Linsen und Reis, vor allem, wenn die wenigen Zutaten stimmen, die noch dabei sind.
Festtags gibt es dann auch schon mal ein Hühnchen, etwas Ei oder einige Gemüse aus dem Garten dazu.
Nepals Dal Bhat ist international
Aber Dal Bhat, Linsen und Reis ist die Grundlage. Dieses Essen findet Verbreitung auf dem Subkontinent, über die Malediven, Oman, Jordanien bis nach Nordafrika. In Kairos Straßen erhält man zum Beispiel an jeder Ecke Koshari. Nudeln sind dabei neben Reis der
zweite Sattmacher. Aber die Würze gibt der Löffel Linsen, der über Nudeln und Reis gegeben wird. Und auch bei Koshari sind die Linsen scharf, haben ein Aroma gerösteter Zwiebeln und sind fettig. In Ägypten ist es Öl. In Nepal ist es Yak-Butter. Die Schärfe kommt von Knoblauch, Pfeffer, Chili, Ingwer und Senföl. Und die dunkel gebratenen Zwiebeln gibt man entweder in Form eines Zwiebel-Chutneys, Achar dazu, oder direkt in die Linsen.
Bergbauern des Himalayas
Die Festtagsvariante mit Gemüse beinhaltet neben einer ausgefeilten Gewürzmischung, die ausgezeichnet mit Yakbutter korrespondiert exotisches Gemüse. Kartoffeln und Bambussprossen, Himalaya Spinat und Senfsprossen und was dann mit Honig angesüßt dazu kommt, die obligatorischen Mixed Pickles. Überschüsse aus den Ernten werden auch von den Bergbauern des Himalayas seit Jahrhunderten sauer-süß eingelegt. Und Fleisch der Yaks und Wasserbüffel, Sukuti wird getrocknet und dann mit den Gemüsen und Früchten mitgekocht. Was auch passt ist Tsampa, ein Gerstenbrei, den man wunderbar zwischen den Fingern der rechten Hand formen kann, z.B. zu kleinen Täschchen, mit denen man wiederum in die Schüssel mit dem Dal Baht oder den Chutneys greifen kann.
Überhaupt, Essen in Nepal wird in vielen, unterschiedlichen Behältnissen, meist auf dem Boden, auf sauberen Teppichen aufgetischt. Man sitzt drumherum und bedient sich. Dabei wird gelacht, erzählt, über dieses und jenes entschieden und man ist zusammen.
Auf meinem Teller ist alles zusammen. In der Mitte Hühnerfleisch, Mango und Gemüse süß-sauer. Links und rechts der Reis, Bath und die Linsen, Dal. Ich habe braune Linsen genommen.
Es gibt Dal Kalo, also schwarze Linsen und Dal Pahleo, gelbe Linsen in Nepal zu kaufen.
Nach dem Erdbeben, wo die meisten Vorräte verschüttet wurden oder durch Wasser und Schlamm unbrauchbar geworden waren, gab es als Soforthilfe z.B. von Rolf Schmelzer, einem dort lebenden Journalisten und Reiseführer eine Initiative, die neben Zementsäcken Säcke mit Reis und Linsen in die Dörfer brachte.
Thamel in Kathmandu
Wenn man einen direkten und nachhaltigen Eindruck vom nepalesischen Leben bekommen möchte, dann wohnt man im Ortsteil Thamel in Kathmandu. Dort hat man sich auf Touristen eingestellt und serviert Dal Bhat in zahlreichen kleinen Restaurants neben europäischer oder sonstwie asiatischer Kost. Und man kann dort wählen, ob man einen Löffel, eine Gabel oder eine Schale Wasser für seine Finger zum Essen möchte.
Überhaupt ist man in Nepal trotz widersprüchlicher Berichte in den Medien über Grenzblockaden ganz hervorragend auf Touristen eingerichtet. Von Trekkingstouristen über Bergsteiger bis zu den Kulturtouristen und denen, die im Chitwan-Nationalpark auf dem Rücken der Elefanten auf Tiger-Pirsch gehen ist Nepal ein Geheimtipp.
Und die Snobs unter den Weltenbummlern wohnen in einem der 5 Sterne Resorts internationaler Hotelkonzerne mitten in Kathmandu, spielen ab und an eine
Runde Golf auf dem 18 Loch Golfplatz und genießen ansonsten den fast ewigen Frühling angesichts der schneebedeckten Kette von Achttausendern am Horizont.